Wie ich mich in meiner Komfortzone festgesungen habe
Heute Morgen habe ich beim Joggen ein altes Lied angehört. Kennst du das, wenn du englische Songtexte wieder hörst, die du als Kind und Jugendliche komplett falsch verstanden hast (oder gar nicht)? Das ist oft lustig. Genau wie meine Tochter das heute macht, habe ich damals lautstark mitgesungen, was ich eben gehört habe.
Der Song war „A Piece of Sky“ aus dem Musical Yentl. Und als ich eine ganz bestimmte Zeile wiedergehört habe, bin ich fast über meine eigenen Füße gestolpert.
„With all there is, I settle for just a piece of sky.“
Frei übersetzt: Es gibt so vieles in diesem Universum. Ich nehme davon ein Stück des Himmels.
Heißt der Liedtext NICHT.
Das ist das, was ich immer gesungen habe: „I settle for just a piece of sky.“ Hat für mich auch Sinn gemacht. Himmel hörte sich größer an als ein Fleckchen Erde. Ist doch schön.
Dabei singt Barbra Streisand aber: „With all there is, WHY settle for just a piece of sky?“
Es gibt so vieles in diesem Universum. WARUM sollte ich mich nur mit einem STÜCK des Himmels begnügen?
Denn ich kann alles haben.
Den ganzen Himmel.
Und noch mehr.
Oh Mann. So bin ich beim Joggen doppelt wach geworden. Wie lange habe ich mich da in meiner Komfortzone festgesungen? Was kann ich noch alles sehen und entdecken, wenn ich meinen Blick für den ganzen Himmel öffne?
In meiner Arbeit als Schriftstellerin ist es eine leichte Übung, viele Möglichkeiten zu sehen. Wenn ich eine Szene plane, gilt es oft, eine Idee in ein konkretes Ereignis zu übersetzen. Wie zeige ich, dass der Konflikt x besteht? Dabei verwende ich eine Methode, die man „best of 10“ nennt. Ich schreibe mir – von den unzähligen Möglichkeiten, die es gibt – zehn Dinge auf, die dies zeigen könnten. Und von denen wähle ich dann das Passendste aus.
Im echten Leben vergesse ich diese spielerische Kreativität manchmal. Dabei gilt das hier genau so. Ich muss nicht EIN ganz bestimmter Typ sein. Ich muss meine Kreativität nicht nur in EINEM bestimmten Bereich ausleben. Dass ich Mutter bin, heißt nicht, dass ich nicht auch gern reise und unabhängig bin. Warum sollte ich mich nur mit einem STÜCK des Himmels begnügen? Und mit dieser Zeile schreibe ich das nächste Kapitel meines Lebens noch einmal ganz neu.
Dazu ein inspirierendes Buch: WHY NOT von Lars Amend.
Die Musik, die der Auslöser war: YENTL
Und eine tolle Frauengruppe, in der es genau darum geht, sich nicht nur mit einem Stück Himmel zu begnügen: GOLDEN CREATRESS
Meine Aufgabe heute für dich: Hör dir deine alte Lieblingsmusik an. Und achte genau darauf, was sie dir heute zuflüstert. Und dann sing bitte laut mit. Ich drehe jetzt auch noch einmal auf.
Alles Liebe,
deine Judith
PS: Wenn dein Stück (oder mehr) vom Himmel ein eigenes Buch wäre, dann heuere mich für eine Intensivstunde an. Da bekommst du von mir den liebevollen, kompetenten Schubs ins Universum hinein, den es jetzt noch braucht.
PPS: Welche „Verhörer“ hattest du bei deinen Lieblingsliedern?? Schreib sie mir in die Kommentare!